Meist geht Medienkritik von Medien in die Hose. Das muß auch Eric Gujer, Chefredakteur der „Neuen Zürcher Zeitung“ bewusst gewesen sein, während er seinen heute erschienen Kommentar zur jüngsten Spiegel-Affäre geschrieben und dann tatsächlich veröffentlich hat! Einen wie ich finde außerordentlich hellsichtigen und mutigen Kommentar, der fast eine Analyse ist. Einen, wie man ihn sich vom Spiegel selbst gewünscht hätte – aber angesichts der ersten post-Relotius-Nummer mit dem denkwürdigen Titel „Sagen, was ist.“ und mit dem entweder frisierten oder tatsächlich so unsäglich ausweichend geführten Interview mit Zeit-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo endgültig nicht mehr erwarten konnte. Glücklicherweise hat Gujer es trotzdem gemacht. Und das ist gut so. Denn genau das trägt dazu bei, dass der Fall Relotius, der auch und vor Allem ein Fall „Spiegel“ ist, so aufgearbeitet wird, wie die Presse als für Republik und Demokratie absolut notwendige Instanz verdient.
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